n der Ballade „Des Sängers Fluch“ von Ludwig Uhland, geht es um zwei Sänger, die versuchen, das Herz eines grausamen Königs zu rühren, der dabei einen von ihnen erschlägt. Daraufhin belegt der Überlebende den König mit einem Fluch.
Er trifft das stolze Schloss, in dem Musik und Gesang verstummen sollen, dann die duftenden Gärten, sie sollen verdorren, zuletzt den König selber, der trotz allen Strebens „nach Ruhm“ vergessen werden soll.
Hein Köllisch, (Heinrich Köllisch) war ein Junge von St. Pauli. Hein lernte Schlosser. 1894 machte er dann sein sogenanntes Pläseerlokal auf dem Spielbudenplatz, das „Köllisch‘s Universum“, auf. Hier gab er seine von ihm verfassten Sketche und Parodien zum Besten. So auch die plattdeutsche Parodie des „Sängers Fluch“.
Die Handlung seiner plattdeutschen Version hat er in eine gut besuchte Hamburger Gastwirtschaft verlegt.
Dor stünn in ole Tieden,
nu sünd se lang vogohn,
een wunnerscheune Weertschaft –
dat wüür en Destlaatschoon.
De Weert, dat wüür so’n Dicken,
so rund as wie so’n Fatt,
sien Froo so dünn un slatterich –
dat wüür de reine Latt.
Op een scheunen Sünnobend-Obend
Koomt no de Weertschaft rin,
twee sogenannte Künstlers,
de leben von Klim-Bim.
De een, dat wüür so’n Jungen,
von Wuchs recht slank un eben –
de anner bedüden öller,
dat wüür so’n lütte Scheeben.
De Junge wüür een Sänger,
he kunn ok prachtvull fleiten –
de anner speel Gitarre,
he müss nämlich begleiten.
He stimm ook glieks de Saiten,
de Klang wüür ganz famos –
irst drünken se een’n Kognak
un denn leggen de beiden los!
De Jüngling süng recht schmelzend;
„Ach, wie ist´ s möglich dann!
Du hast die schönsten Augen!“
Un kickt de Weertsfrau an.
Denn keum de Schunkelwalzer –
so prachtvull, wie noch nie!
To’n Schluss – „Die schöne Berta“
mit’n Sack vull Tütülüt!
De Gäst de schreen all „Bravo!“
Frau Wirtin ganz entzückt,
de schunkelt in Gedanken,
wobie se zärtlich nickt.
„Ji Pannkokn-Muskanten!
Verführt ji mi mien Olsch!?“
De Weert, de röppt dat wütend,
de Kerl wüür rein kothaulsch.
„Ji Lumpen, Vagabunden!
Ji Bande wöllt ji rut!“
De Weert ward ümmer füünscher –
wat bebert em de Buuk!
He kriggt jüm foorts bi’n Wickel
Un ehr se sick besunn’n –
hebbt sick op de Stroot de beiden
in’n Rönnsteen wedderfunn’n!
Denn een’n, denn jungen Jüngling,
denn meuk dat wieder nix –
denn annern, denn lütten Scheeben,
platzt achtern op de Büx.
Sien Gitarr nimmt he nu wütend –
un dink blots: – Wie gemeen!
Dicht bi emm, an so’n Lüchpohl,
haut he se kott un kleen.
Nu stellt sick för de Weertschaft
de Lüttje mit denn Knuust
un schimpt: „Kumm rut du Buttje!“
Un droht em mit de Fuust.
„Weh dir, du dicker Flegel,
Köömkoker! Fleegenweert!
Uns Künstlers ruttosmieten,
hest nich ümsunst probeert!
Du Streumer, jo du löppst ok
noch mol op Schrubbers rüm –
elendig schallst krepieren
du an’n Delirium!
Dien Weertschaft, de Spelunk hier,
schall jämmerlich vergohn –
dien eigen Gäst schüllt hau‘n di
de Knoken krumm un lohm!“
De Lüttje hett dat ropen,
un so is’t ok possiert –
de Gäst, de hebbt de Weertschaft
ganz grässlich demoliert!
De dicke Weert, de wimmert,
halvdoot rüm in de Puuch –
so hebbt se em votimmert.
Dat wüür det Sängers Fluch!
Helmut Dammann