„Methusalem“ im Jahresrückblick 2020

Für den Verein „Methusalem“ begann das Jahr 2020 unspektakulär: Vorstandssitzungen, Planungstreffen mit der Gruppe „Kriegsgeneration“ und Lehrkräften der Oberschule, Literaturkreis, Frühstück im Seniorenhaus, Vorlesen und Malen im Seniorenhaus, Neujahrs-Stammtisch, Sonntagsbrunch, Filmabend mit den „Methusalems“ – ein prallvoller, ganz normaler Terminkalender eben. Doch dann kam der März und mit ihm das Killer-Virus, das in China ausgebrochen war, sich rasant ausbreitend zur Pandemie heranreifte und in Italien bereits ein Massensterben verursachte. Noch bewegte sich in Deutschland das Leben in fast normalen Bahnen, trotz zunehmender Krankheitsfälle, die besonders im Trubel des Karnevals und des Wintersports aufflammten und rasch an Dynamik gewannen. Dennoch lief für die „Methusalems“ im März noch alles nach Plan: Vorstandssitzung, Literaturkreis, Mitgliederversammlung.

Methusalem Ehrenamtsbörse
Ehrenamtsbörse im MGH
Workshop-Teilnehmerinnen Ulla Lehmkau, Hella Beck (VS-Mitglieder) und
Moderator Dr. Ralph Werner-Dralle
Methusalem Weihnachtstüten
Weihnachtstüten-Verteiler

Dann war ganz plötzlich Schluss mit Lustig! Die Krise hatte auch Horneburg erreicht und geplante Veranstaltungen mussten gestrichen werden. Es kam zum sogenannten Lockdown – also: Kultur, Shopping, öffentliche Einrichtungen, Cafes und Restaurants mussten schließen. Kontakte reduzieren, Abstandsregeln einhalten, Masken tragen sowie Hände desinfizieren wurde dringend empfohlen. Panikkäufe führten vorübergehend zu Engpässen – kurioser Weise wurde Klopapier Mangelware. Es kam zu regelrechten Schlachten um das begehrte Gut!

Was sind wir doch für eine reinliche Nation! Die Vereinsarbeit der „Methusalems“ wurde ausgebremst. Nur per E-Mail und Telefonkonferenz blieben wir Vorstandsmitglieder in Verbindung. Das mit der Oberschule geplante Projekt „Kriegsgeneration“, das einen gemeinsamen Besuch im ehemaligen Lager Sandbostel vorsah, entfiel ebenso wie die gemeinsamen Aktivitäten im Seniorenhaus: Kein wöchentliches Mal-Angebot und keine Vorlesestunde für die Bewohner*innen mehr. Schon seltsam: Plötzlich standen Pflegekräfte als „Helden des Alltags“ im Mittelpunkt der Öffentlichkeit, und es wurde endlich einmal deutlich, wie wenig diese Menschen verdienten! Ob sich nach Corona daran etwas ändert?

Inzwischen war es Sommer geworden. Er brachte mit dem rapide sinkenden sogenannten Inzidenzwert Entspannung; ein trügerisch sicheres Alltagsleben begann. Zwar gab es noch Einschränkungen: Treffen mit mehr als zehn Personen in öffentlichen Gebäuden und sozialen Einrichtungen wie z. B. im Burgmannshof waren untersagt. Maskenpflicht sowie Abstands- und Hygienemaßnahmen blieben bestehen. Damit entfiel für unsere Mitglieder der monatliche Stammtisch und auch das beliebte Grillfest musste abgesagt werden. Der geplante Jahresausflug und die Weihnachtsfeier standen auf der Kippe. Doch der Literaturkreis traf sich weiterhin, nun im privaten Rahmen bei Frau Dr. Benz, die uns auch zum nächsten Treffen einlud. Erschüttert mussten wir erfahren, dass sie just zu diesem Termin das Zeitliche gesegnet hatte.
Der Herbst kündigte sich an. Da haben die „Methusalems“ es noch einmal gewagt, sich mit zehn Personen zum Picknick im Kinderwald zu treffen. Und das war richtig gut! Denn inzwischen war das Gemeinschaftsgefühl auf den Nullpunkt gesunken, weil keine Kontakte mehr stattfinden konnten. „Wir müssen diese Wartezeit nutzen, um unsere „Methusalem“-Vereinsarbeit gründlich zu überdenken und den Verein für die Zukunft neu aufstellen“, befand der Vorstand. Peter, unser Vorsitzender, schlug einen Workshop vor. Eine Superidee! Ende Oktober trafen wir uns im Burgmannshof unter Einhaltung der „Corona“-Vorschrift mit neun Personen. Es war ein voller Erfolg: Ergebnisse und die kritisch betrachtete Außenwirkung müssen nun sortiert und danach umgesetzt werden, denn im Frühjahr 2021 soll eine Fortsetzung mit den selben Personen stattfinden. Auch die von der Gemeinde einberufene ehrenamtliche Seniorenbeauftragte Sandra ist für uns ein Gewinn. Sie wird im nächsten Frühjahr – auf Vorschlag der „Methusalems“ – einen „Runden Tisch“ mit anderen für Senioren relevanten sozialen Vereinen und Verbänden organisieren. Das erscheint uns sinnvoll, um die Seniorenpower besser zu bündeln und mehr Transparenz zu schaffen.
Inzwischen ist es im „Corona“-Jahr Winter geworden. Wie befürchtet, überschwemmt eine zweite, aggressivere virale Welle das Land und bringt die Politiker ins Schwitzen; die sogenannten Querdenker, die nicht einmal in der Lage sind, geradeaus zu denken, Verschwörungstheoretiker und Wutbürger demonstrieren auf den Straßen und die systemrelevant Berufstätigen kommen an ihre Leistungsgrenze. Die Zahl der Erkrankten und der täglichen Todesfälle ist trotz der verordneten Maßnahmen bis zum Jahresende gestiegen.

Was tun? Nun sieht sich die Regierung zum schärfsten Eingriff in die Persönlichkeitsrechte gezwungen und hat bereits vor Weihnachten den totalen Lockdown verfügt, sprich: Alles geschlossen – außer Lebensmittelläden, Apotheken und Gesundheitseinrichtungen! Das hat es in Deutschland noch nie gegeben! „Was wird nun aus dem emotional so wichtigen Weihnachtsfest? Feiern im engsten Familienkreis? Mit wie viel Personen aus wie viel Haushalten? Und die Silvesterpartys? Ohne Knallerei und Alkoholkonsum? Das kann doch nicht gut gehen!“, fragte sich der ausgebremste Wutbürger und zerrte an seiner Maske. Lasst ihn zerren! Die Krankheitswelle zu brechen und damit Leben zu retten hat erste Priorität! Die unzähligen Corona-Toten in der ganzen Welt – auch in Deutschland – schon vergessen? Wir gehören zur Risikogruppe! Ja, fast alle „Methusalems“ gehören zu den Gefährdetsten. Deshalb ist für uns die Kontaktsperre lebenswichtig! Wir können erst aufatmen, wenn eine Impfung für alle möglich ist. Als kleinen Trost für unsere Mitglieder, die auf die jährliche Weihnachtsfeier verzichten mussten, haben wir zum Fest eine Geschenktüte gepackt und sie persönlich vorbeigebracht. Das war eine gute Idee von Ulla und kam bei allen Beschenkten gut an. Bei allen? Ja – bis auf eine Dame, die mir die Tüte vor die Haustür knallte mit der Bemerkung: „Ich brauche keine Almosen.“ Tja, was soll man dazu sagen? Doch davon wollen wir uns die gute Laune und den Optimismus nicht verderben lassen. Wir haben diese Corona-Krise nicht verschuldet und können uns mit gutem Gewissen auf ein hoffentlich bald wieder normales gesellschaftliches Leben im Jahr 2021 freuen. In diesem Sinne: Bleibt gesund! Lasst euch impfen! Wünscht:

Astrid Rehberg