Dr. Mathias Grau und Rüdiger Koch
Die Apotheker Dr. Mathias Grau und Rüdiger Koch.

Das E-Rezept kommt in Ihre Apotheke vor Ort

Ab Januar 2022 wird das elektronische Rezept, auch kurz „E-Rezept“ genannt, eingeführt. Das E-Rezept löst künftig das rosa Papierrezept ab. Wie das E-Rezept aussehen und was genau sich für die Patienten ändern wird, erklären Apotheker Dr. Mathias Grau, Inhaber der Rats-Apotheke, und Kollege Rüdiger Koch, Inhaber der Falken-Apotheke, in Horneburg.

Worin unterscheidet sich das E-Rezept von dem herkömmlichen rosa Papierrezept?

Grau: Das E-Rezept unterscheidet sich eigentlich nicht viel vom Papierrezept. Es wird dieselben Informationen beinhalten wie das alte in Papierform. Der Unterschied ist, dass die Daten des Medikaments, die der Arzt auf dem Papierrezept druckt, elektronisch dem Arzt und auch dem Patienten vorliegen. Es ist sozusagen die digitale Version der Verschreibung, so wie wir sie kennen. Neu ist, dass der Patient sein Rezept eigenständig mit seinem Smartphone oder Tablet steuern und verwalten kann.

Was ändert sich für die Patienten?

Koch: Das „Medium“ des Rezepts ändert sich, der gewohnte Ablauf aber gar nicht so sehr. Der Patient kann das E-Rezept – wie ein Papierrezept auch – in der Apotheke vor Ort einlösen.
Und so funktioniert es: In der Arztpraxis stellt der Arzt wie gewohnt ein Rezept aus. Der Arzt druckt die Daten des Medikaments, das er verschreibt, aber nicht mehr auf das rosa Papier, sondern gibt die Daten in seinen Computer ein und lädt sie auf einen zentralen Server hoch. Auf diesen Server hat nicht nur der Arzt, sondern auch der Patient Zugriff. Damit der Patient diese Rezeptdaten, die der Arzt auf den Server hochgeladen hat, einsehen kann, bekommt er vom Arzt einen Zugangscode mitgeteilt. Der Patient kann aber auch später per Login sich das Rezept auf sein Smartphone oder Tablet herunterladen.

Grau: Für das Managen seines Rezepts und für die Übermittlung an die Apotheke braucht der Patient eine App. Die App wird gerade noch von der gematik gmbH entwickelt und ist voraussichtlich Mitte des nächsten Jahres verfügbar. Diese App muss sich der Patient auf sein Smartphone oder Tablet herunterladen. Ein Papierausdruck des E-Rezepts mit einem Barcode und Arzneimittelangaben wird es für Patienten ohne Handy auch weiterhin geben. Patienten, die kein Handy haben, werden so auch weiterhin in der Apotheke vor Ort versorgt.

Wie kann der Patient das E-Rezept in der Apotheke vor Ort einlösen?

Grau: Der Patient kann durch eine Auswahlfunktion der App die Apotheke vor Ort wählen, bei der er sein Rezept einlösen möchte. Wir in der Apotheke lesen dann die Rezeptdaten aus und können dem Patienten das entsprechende Medikament aushändigen. Wenn wir es nicht vorrätig haben sollten, können wir es rechtzeitig bestellen und haben es da, wenn der Patient es abholen möchte. Der Patient muss aber nicht zwingend in die Apotheke kommen, sondern wir können ihm die Medikamente auch durch unseren Botendienst nach Hause bringen.

Koch: Damit wir Patienten mit einem E-Rezept auch bedienen können, bereiten sich alle Apotheken in Deutschland vor – so auch wir in Horneburg! Zurzeit statten wir unsere Apotheken mit der benötigten Technik aus, damit unsere Patienten ihre E-Rezepte bei uns einlösen können.

Was hat das E-Rezept für Vorteile?

Grau: Die Anwendung des E-Rezepts hat für den Patienten viele Vorteile: Der Patient verwaltet sein Rezept eigenständig und kann per Klick die elektronische Verordnung an die Apotheke seiner Wahl übermitteln. Das gewünschte Medikament liegt dann für ihn in der Apotheke abholbereit. Durch das E-Rezept können auch Wiederholungsrezepte auf einfachem Wege ohne viel Aufwand kurzfristig aktualisiert werden. Das spart den Patienten den Gang zum Arzt und Zeit!
Weiterer Vorteil: Durch die elektronische Übertragung werden Fehler vermieden. Rücksprachen mit dem Arzt sind dann nur noch in Einzelfällen notwendig, und wir haben dadurch mehr Zeit für unsere Patienten.

Koch: Patienten profitieren außerdem von einem Plus an Sicherheit durch die vereinfachte Kommunikation zwischen Arzt, Patient und Apotheker. Wir in der Apotheke erhalten die Möglichkeit, einen Blick auf die Rezepte des Patienten zu werfen, die auch von anderen Ärzten verschrieben wurden, wenn der Patient uns dazu legitimiert hat. Auf diese Weise können wir uns einen besseren Überblick über die Medikation des Patienten verschaffen und können schnell reagieren, falls uns mögliche Wechselwirkungen auffallen. Auch ein weiterer Vorteil für den Patienten: Das Rezept kann nicht verloren gehen, da es zentral auf dem Server hochgeladen und jederzeit abrufbar ist.

Werden Patienten auch nach der Einführung des E-Rezepts weiter Papierrezepte vom Arzt bekommen und in der Apotheke einlösen können?

Grau: Auch nach der Einführung des E-Rezepts können Patienten sich weiterhin Papierrezepte vom Arzt ausstellen lassen und in ihrer Apotheke einlösen. Solche Neuerungen wie das E-Rezept müssen ja erst einmal „gelebt“ und der Nutzen, den die technischen Neuerungen bringen, bei den Patienten verankert werden. Wir gehen davon aus, dass das E-Rezept und das Papierrezept zwar einige Jahre parallel bei uns eingelöst werden, aber das E-Rezept nach und nach das Papierrezept ablöst. Das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Ländern, die das E-Rezept schon viele Jahre haben, wie z. B. Portugal.

Koch: Dem kann ich nur zustimmen! Ich kann mir vorstellen, dass die Gewöhnung sogar schneller voranschreiten wird, als in anderen Ländern, die bereits das E-Rezept eingeführt haben. Denn immer mehr Menschen besitzen Smartphones und nutzen Apps. Das hat ja gerade in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. So oder so: Wir Apotheker vor Ort sind auf jeden Fall vorbereitet und werden unsere Patienten weiterhin versorgen – mit oder ohne E-Rezept!