GEHÖREN REETDÄCHER IN DER GEMEINDE DER VERGANGENHEIT AN?
Noch gibt es sie! Einige reetgedeckte alte, meist auch unter Denkmalschutz stehende Häuser sind den Gemeinden erhalten geblieben und bereichern die Ortsbilder. In der Gemeinde Dollern sind es 14 Stück, von denen 12 unter Denkmalschutz stehen und die die Gemeinde selbst als ortsbildprägend erkennt. Die meisten dieser Gebäude sind weit über 200 Jahre alt und nach einem verheerenden Großbrand 1793 wieder errichtet worden. Leider bedarf diese Art der Dacheindeckung besonders viel Pflege und Zuwendung. Auch hier lässt der Klimawandel seine Spuren zurück; die Dächer vermoosen schneller und ihre Lebensdauer nimmt deutlich ab. Zudem soll nur gut geeignetes Reet verwendet werden, fordert der Denkmalschutz. Und das ist teuer. Bisher konnten die Besitzer dieser Schätzchen damit rechnen, dass Förderprogramme des Denkmalschutzes sie bei der Unterhaltung unterstützten, doch das letzte Förderprogramm ist ausgelaufen und eine Anschlussförderung nicht in Sicht.
Bedeutet das nun das Aus für diese Dächer oder zumindest für ihre finanzielle Förderung?
„Das liegt jetzt an den Gemeinden selbst“, meint Dr. Klaus Püttmann vom Niedersächsichen Landesamt für Denkmalpflege auf einem Treffen mit dem Bürgermeister Dollerns und weiteren Teilnehmern. Die Gemeinden seien seit Jahresbeginn in der sogenannten „Leader-Förderung“, d. h. es gibt Fördergelder der EU, deren Verwendung die Gemeinden in LAGs – Lokale Aktions Gruppen, die noch zu besetzen sind, selbst entscheiden. Es liegt also bei den Gemeinden, wie diese Gelder eingesetzt werden und ob die Erhaltung unserer Reetdächer es wert sind, berücksichtigt zu werden.
Viele alte Zeugen der Vergangenheit sind bereits dem Abriss oder der Vernachlässigung anheim gefallen. Lasst uns die letzten gebliebenen alten Gebäude gemeinsam erhalten und, liebe Gemeinden, bitte unterstützt die Eigentümer, die mit viel persönlichem Einsatz und auch nach wie vor mit dem Löwenanteil der Kosten die Hauptlast der Erhaltung tragen. An dem Anblick dieser schönen Gebäude können wir uns dann alle erfreuen.
Dr. Klaus-Peter Wilkens, Dollern