Tannenhof Meier
Wussten Sie, dass Weihnachtsbäume eine deutsche Erfindung sind? Die frühsten schriftlichen Überlieferungen sind aus dem 16. Jahrhundert. Der Christbaum entstammt dem Brauch vieler Kulturen, sich im Winter Grünes ins Haus zu holen, um böse Geister abzuwehren und die Hoffnung auf den nächsten Frühling auszudrücken. Weil Mitteleuropa überwiegend nur mit Laubbäumen bewaldet war und Nadelgehölze eine Seltenheit darstellten, hatten über lange Zeit nur die reicheren Gesellschaftsschichten mit Ländereien einen Tannenbaum bei sich zuhause. Im 19. Jahrhundert wurden vermehrt Tannen- und Fichtenwälder aufgeforstet, so dass die Nachfrage aus den Städten bedient werden konnte. Nach Übersee gelangte der Brauch durch deutsche Auswanderer und Matrosen. Seit 24 Jahren gibt es in Hamburg die Aktion „Einen Tannenbaum für alle Schiffe im Hafen“, die zur Tradition geworden ist. Hierbei überreicht ein Weihnachtsmann den Seeleuten aus aller Welt die besten Weihnachtsgrüße und eine Nordmanntanne.
Familie Meier vom Tannenhof in Bliedersdorf pflanzte in den 1990er Jahren die ersten Tannenbäume und hat sich seitdem auf den Nadelbaum-
anbau spezialisiert. Auf 40 Hektar wachsen die Bäume in „grünen Klassenzimmern“ wie in einer Baumschule, in denen die Bäume alle gleich alt und groß sind. Auf einer Feldverkaufsfläche gleich beim Hof, auf der die Bäume unterschiedlich alt und groß sind, kann man in den Wochen vor Weihnachten täglich seinen Baum selbst aussuchen und schlagen. Die Nordmanntanne ist der Klassiker unter den Weihnachtsbäumen, außerdem stehen Blaufichte und Rotfichte im Angebot. Nobilis werden überwiegend als Tannengrün verkauft. Familie Meier hat informative Weihnachtsbaumlehrpfade eingerichtet, auf denen über das Wildtierleben und die Arbeit in den Plantagen informiert wird.
Die Jahreszeiten und die damit anfallenden Arbeiten auf dem Tannenhof Meier bestimmen zu einem Großteil das Familienleben. In besonders arbeitsintensiven Monaten helfen, vom über 80-jährigen Trecker fahrenden Großvater, bis zu den kleinen Kindern, alle mit. Im Frühjahr, ungefähr zur Osterzeit, pflanzt Familie Meier drei- bis vierjährige Bäumchen aus einer auf Nadelbäume spezialisierten Baumschule. In dem Alter sind die Bäume ca. 25 cm groß. Im Durchschnitt ist ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer zehn bis fünfzehn Jahre alt.
Mit dem Klimawandel hat sich die Wachstumsphase der Bäume verlängert. Das hat zur Folge, dass die Tannenspitzen länger werden. Weil das aber ein qualitatives Negativmerkmal ist, wird mit der Topstop-Zange die Rinde des Terminaltriebs eingeritzt. Dadurch wächst die Spitze zunächst nicht weiter. Die übrigen Triebe werden in arbeitsintensiver Handarbeit reguliert. Für die Unkrautregulierung werden Raupenmähfahrzeuge und Herbizide eingesetzt. Statt Insektizide wendet Familie Meier Schwefel an. Schwefel ist auch gleichzeitig ein wichtiger Nährstoff, erklärt Marcus Meier. Wie die Obstbauern im Alten Land beregnet auch er seine Bäume bei Frosteinbrüchen im Frühjahr, weil die jungen Triebe ebenfalls sehr empfindlich sind. Die letzten Sommer waren für Nadelbäume zu trocken. Deshalb besprengte Meier die Jung- und Neuanpflanzungen. Der Borkenkäfer, der sich in Trockenperioden exponentiell vermehrt, ist für Nadelbäume schädlich. Die vorhandenen Laubbaumhecken verbessern das Mikroklima an den Plantagen und trennen die Nadelbäume räumlich voneinander, so dass der Borkenkäfer sich nicht mehr so schnell vermehren kann. Die Familie Meier beugt sich dem stetigen Wandel der Natur, um für das traditionelle Weihnachten den passenden Baum bereit zu halten.
Ab Anfang Oktober beginnt der Verkauf bei Familie Meier mit Tannengrün für Gräber, Grab- und Adventsgestecke sowie Topfbäume. Die bunten Labels an den Tannenspitzen in den Plantagen bedeuten, dass jene Bäume bereits reserviert sind. Die Kunden sind herzlich dazu eingeladen, auch bereits im Herbst Ausschau nach ihrem Traumweihnachtsbaum zu halten. Wie sehr der friedliche Haussegen beim Fest der Liebe von einem möglichst perfekten Christbaum abhängt, davon kann wohl fast jeder etwas berichten. Wer durch die besonderen Umstände in diesem Jahr Bedenken hat, selbst zum Tannenhof Meier zu kommen, kann sich auch auf Anfrage einen Baum nach Hause liefern lassen. (KP)