Fotoreihe: Das Jahr der Horneburger Schlossstörche

Das Jahr der Horneburger  Schlossstörche

„Es gibt wirklich viel zu sehen“, sagt Hobbyfotograf Bernd Kirmeß (76) aus Horneburg. Er hat Augen für Dinge, die vielen nicht auffallen. Seine Fotos haben einen stark professionellen Charakter. Sie halten das Einfache und zugleich Wunderschöne im Detail fest. Natur- und Landschaftsaufnahmen sind besonders seit zwei Jahren sein Steckenpferd. Beispielsweise Veilchen, Löwenzahn und Wildkräuter, die in der Langen Straße zwischen den Pflastersteinen im Ortszentrum wachsen und sich behaupten. Rehe, die zusammen mit den Kühen auf der Weide grasen. Aber auch Störche, die dieses Jahr wieder ab ca. dem 20. Februar bis Ende August auf dem Dach des Schlosses lebten.

Jakob und Adele wurde das Storchenpärchen vor Jahren benannt. Welcher der beiden Störche zuerst den Horst erreichte und einige Tage alleine auf den Partner wartete, vermag der Betriebswirt in Rente nicht sicher zu sagen. Wahrscheinlich war es jedoch das Männchen. Aber glücklicherweise scheint Kirmeß oft zum rechten Zeitpunkt mit seiner Kamera und Stativ am rechten Ort gewesen zu sein, um die Schlüsselmomente der Adebar-Familie in seinen Bildern festzuhalten. Zu diesen Augenblicken zählt die Ankunft des zweiten Storchs, wie er tagelang seine Kreise zog, sich plötzlich von hinten über das Nest emporhob und endlich neben dem Partner Platz nahm. Es folgte die Balz und schon bald zeigten sich drei weitere Köpfchen im Horst. Den kleinsten, tollpatschigsten und meist langsamsten Jungvogel hat das Ehepaar Kirmeß besonders in ihr Herz geschlossen. Sie gaben ihm in Anlehnung an die Flugversuche Otto Lilienthals den Namen Otto. Auch bei den Flugübungen entstanden viele Fotos rasch aufeinander folgend im Sekundentakt. Der Betrachter kann jede Einzelheit erkennen.

Bei gutem Wetter ging das Ehepaar Kirmeß gemeinsam mit Einkaufstrolli, in dem die Fotoausrüstung verstaut war, und Hocker zum Schlosspark, genossen den Moment und warteten auf die Vogelfamilie. Auf den Nahaufnahmen vom Horst sieht man, dass viele heimische Vögel wie Spatzen und Amseln außen am unteren Rand des Storchennests brüteten. Es war rundum bewohnt. Störche bringen viel Leben in die Nachbarschaft. Umso trauriger, dass im Landkreis Stade dieses Jahr viele Jungstörche in den Nestern verendeten. Die Autopsie zweier Störche ergab, dass sie verhungerten. Experten machen die extremen Witterungsverhältnisse Kälte, Starkregen und Trockenheit dafür verantwortlich, dass es zu wenig Nahrung gab und die Tiere in der Wachstumsphase sehr geschwächt wurden.

Schon im frühen August sammelten sich die Jungvögel vor den Eltern und flogen Richtung Afrika. Die Elternpaare folgten ein paar Wochen später. Bernd Kirmeß und seine Frau wünschen ihnen eine sichere Reise und werden sie nächstes Frühjahr wieder erwarten. (KP)

Das Jahr der Horneburger  Schlossstörche
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